Die sogenannte
Sarah- Spalte, die sich unmittelbar hinter der Quellnische befindet, jedem
Besucher sogleich ins Auge fällt und ihn zu Fragen und Spekulieren
anregt, war wohl immer schon Gegenstand mythischer Mutmaßungen und
sagenhafter Erzählungen.
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Wie in
Aach der Teufel in die Falle ging.
Kaum hatten
die ersten Siedler bei der damals viel kleineren Aachquelle für sich
und ihren Anhang die ersten Hütten und schiefwandigen Häuser
erbaut, da errichteten sie auch aus Dank für den nie versiegenden
Wassersegen dem lieben Gott ein Kirchlein, nur einen Hahnenschrei entfernt
von der mächtigen Quelle, die sie immer noch im Stillen und Verborgenen
als überirdisch verehrten. Das für die ersten Bedürfnisse
freigebig erstellte trauliche Gotteshaus weihten sie dem heiligen Remigius,
der nur wenige Jahrhunderte vorher nach einer blutigen Schlacht den Frankenkönig
samt seinem ganzen Volke zum Christentum bekehrt hatte (worauf die Stadt
Reims gegründet wurde).
Über diese fromme Aacher Tat war der Teufel, dem noch die Wut von
Reims in allen Knochen steckte, so erbost, dass er sich schwor, so bald
als möglich diese Remigi- Feste abzuschaffen und gleichzeitig eines
der ersten Gotteshäuser im Hegau zu zerstören.
In der nächsten mond- und sternenlosen Nacht schlich er wie ein freches
Wiesel heran, nahm das Türmlein zwischen seine borstigen Beine und
wollte das ganze Gotteshäuslein herausrupfen.
Aber- der frommen Zimmermann, der nebenbei auch noch auf den Namen Josef
hörte, hatte zum Abschluß seines Baues alle Strebebalken, Binden
und Spannriegeln drei kräftige Kerben eingebeilt, und aus seinem
struppigen Backenbart konnte jedermann die Segensworte hören: "In
des Dreieinigen Namen, Amen!" So war das Winden und Drehen des schwitzenden
Luzifers vergebens, aber - als Beweis für die Wahrheit der Legende
- gab der Turmhelm nach - nur eine halbe Elle -, und seitdem ist für
alle Zeiten der St.-Remiius- Turm in Aach verdreht wie eine Bohnenranke
und dazu krumm und schief.
Der Teufel, erbost über seine satanische Ohnmacht, sprang in drei
Sätzen hinab zur friedlich lächelnden Aachquelle, und ohne sich
umzugucken, rannte er in den gerade offenen Felsspalt hinter dem tiefen
Wasserkessel, den Spalt, den später, viel später, die Aacher
das
"Sarah-Loch" nannten. Seitdem ist das "Sarah-Loch"
trocken, aber in den tiefen Klüften darunter sucht der Leibhaftige
seitdem den damals durch ein von ihm erzeugtes kleines Erdbeben verengten
Felsausgang.
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